BWA- Vizepräsident Dr. Jan Schröder beim Thüringer Landesverband
Neustadt bei Coburg,
Dass die Integration von Flüchtlingen eine der zentralen Herausforderung dieser Tage ist, darüber besteht bundesweit Einigkeit. Dass diese Integration aber ein wichtiger, regionaler Wirtschaftsfaktor sein kann, das legte Dr. Jan Schröder, BWA-Vizepräsident und Leiter der Bildungskommission, im April vor dem Landesverband Thüringen und den Kollegen aus Nordbayern dar. Gelingende Integration eröffne, so seine Aussage, klare Chancen für die regionale Wirtschaft. Mit den geflüchteten Menschen komme ein enormes Humankapital zu uns, das zu nutzen eine große Chance sei. Schon heute sei klar, dass diejenigen europäischen Länder, die zahlreiche Flüchtling aufgenommen hätten, davon spätestens mittelfristig deutlich profitieren würden. Offen ist nur, ab wann die positiven volkswirtschaftlichen Effekte die Investitionen in diese Gruppe übertreffen würden. Im besten Fall könne dies bereits ab 2017 der Fall sein, spätestens ab 2020 könne man davon ausgehen, dass der Wachstumsimpuls der neuen Mitbürger größer sei als die Mittel, die nunmehr aufzubringen sind.
Dr. Jan Schröder, BWA-Vizepräsident und Leiter der BWA-Bildungskommission
Schon heute gäbe es Branchen, etwa die Möbelbranche, deren Fachverband von „Sonderkonjunktur“ spreche. Der Grund: Immer mehr Flüchtlinge beziehen eigenen Wohnraum und richten sich somit ein. Solche und ähnliche Effekte gäbe es an vielen Stellen. Auch der soziale Wohnungsbau bekäme - im Nutzen im übrigen nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Berechtigten - den nötigen Impuls. Hier, so Dr. Schröder, sei die Politik „endlich aufgewacht“. Der BWA-Vizepräsident rechnete anhand wissenschaftlicher Belege vor, dass die aktuelle Zuzug nicht etwa ein „Verlustspiel“ sei, sondern im Gegenteil eine Gewinnsituation darstelle. Voraussetzung dafür sei allerdings eine Integration, die diese Chancen auch konsequent umsetze. Dazu stünden die Zeichen gut, denn die Bürgerinnen und Bürger hätten es durch ihre mehrheitlich positive Einstellung und Hilfsbereitschaft geschafft, Institutionen und Staat schneller zu bewegen, als dies sonst üblich sei. Probleme gebe es natürlich, doch seien diese - auch mit Blick auf die etwas weniger angespannte aktuelle Lage - lösbar.
Anne Tränkner, connect-Bereichleiterin
Positive Beispiele für gelingende Integration zeigte in der Folge die connect-Bereichleiterin Anne Tränkner auf. Das Unternehmen engagiert sich seit einiger Zeit auch im Integrationsbereich und bemüht sich erfolgreich um Integration in den Arbeitsmarkt in der Region Südthüringen und Nordbayern. Das BWA-Mitglied hatte einige praktische Beispiele mitgebracht, wie man zum Beispiel im Rahmen von Assessment Centern die Kompetenzen von Flüchtlingen ermittele und somit gut auf Unternehmen zugehen könne. Die Aussagen Tränkners unterlegten die Thesen von Dr. Schröder eindrücklich.
So entspann sich in der Schlussdiskussion ein intensives Gespräch um ein von Dr. Schröder vorgelegtes 9-Punkte-Papier, das deutlich machte, was nötig ist, um in den Regionen die Voraussetzung für gelingende Integration voranzutreiben.
Die Besucherinnen und Besucher, BWA-Senatoren und Mitglieder, aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Bundesagentur für Arbeit, aus der Wirtschaftsförderung dem Regionalmanagement, der Verwaltung und von Gastunternehmen, zeigten sich ermutigt und bestätigt, bei der Integration vor Ort hohes Engagement zu zeigen und intensiv an Lösungen zu arbeiten. Deutlich wurde aber auch, dass es alsbald Konzepte braucht, die die zahlreichen Initiativen koordinieren und von der lokalen Ebene aus auch aus den Regionen hinaus in Richtung Bundesländer und Bund zu verzahnen. Einen Anstoß dazu konnte Dr. Schröder für den BWA gestern Abend geben. Die Anwesenden zeigten sich in jedem Fall gewillt, den vorgezeichneten Weg weiterzugehen und die Chancen für ihre Regionen nutzen zu wollen.