Neustadt,
Aus: Neue Presse Coburg vom 20.06.2015
Von Peter Tischer
Jüngst fand in Neustadt das erste China-Unternehmertreffen Nordbayerns statt. Veranstaltet von der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung (DCW) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) und dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und mit Unterstützung der Stadt Neustadt tagten rund 40 Firmenvertreter im Rathaussaal. "Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz", freut sich Neustadts Wirtschaftsförderin Sandra Franz über den Zuspruch, auch aus der heimischen Wirtschaft.
Die Veranstaltung diente Unternehmern bei vorhandenen oder geplanten Geschäftsvorhaben im Reich der Mitte zur Informationsgewinnung und zum gemeinsamen Austausch. "Dabei werden nicht nur die makroökonomischen Rahmenbedingungen erörtert, sondern auch praktische Hinweise gegeben und Erfahrungen im China-Geschäft ausgetauscht", zeigt René Leibold, Landesgeschäftsführer Bayern, Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft auf. Und Leibold, der in der Region besser bekannt als Connect- Geschäftsführer ist, ergänzt: "Mit Veranstaltungen dieser Art bei uns in Neustadt erreichen wir dreierlei: Erstens folgen wir den Anfragen der Unternehmen vor Ort, solche Themen auch hier bei uns aufzunehmen. Zweitens präsentieren wir Neustadt und seine Wirtschaft weit über die Region hinaus. Drittens wird der Mittelstand, der nicht in Ballungszentren zu Hause ist, in seiner Stärke und seinen Interessen weit besser wahrgenommen."
Insbesondere André Feldmann, Geschäftsführer von Barth + Sohn, zeigte auf, dass trotz aller Wachstumsraten im Handel mit China nicht alles Gold ist, was glänzt: "Versuchen Sie, einen möglichen Geschäftspartner bereits in Deutschland zu gewinnen und bereits hier schon das Vorgehen in China zu planen." Dennoch sehe er auch er viel Gutes für ausländische Investitionen in China. Im Gegenzug hätten chinesische Unternehmen unvorstellbare Barreserven, um im Ausland, also auch in Deutschland, zu investieren." Feldmann fasste zusammen: "Kein Tag gleicht dem anderen. Was heute gilt, kann morgen schon ganz anders sein." Rainer Knauer, Exportleiter rollytoys, sieht die Veranstaltung so: "Für mich war das hier sehr informativ. Es wurden im Großen und Ganzen die Eindrücke und Erfahrungen, die wir mit China gemacht haben, widergespiegelt und auch gut rübergebracht, dass die Chinesen auch nicht alles können." In Bezug auf sein Unternehmen sagte Knauer.
"Wir von rollytoys werden aufgrund negativer Erfahrungen in der Vergangenheit über die Möglichkeit eines Fertigungsstandortes China hinwegsehen. Für uns, da wir Qualitätsspielwaren herstellen, bleibt der Standort Neustadt mit Made in Germany auch weiterhin bestehen, worauf auch unsere Kunden in aller Welt besonderen Wert legen." Knauer ergänzt: "Seit geraumer Zeit versuchen wir einen zuverlässigen Importpartner für China zu suchen, denn China hat mit fast 200 Millionen Menschen in der gehobenen Mittelschicht ein Potenzial an möglichen Kunden, das man kaum vernachlässigen kann. Wir hoffen, diesen Partner in Peking gefunden zu haben. Die ersten Container sind bereits gelaufen. Für Chinesen stehen wie auch bei allen übrigen Kunden deutsche Produkte und Qualität im Vordergrund."
Barbara Fehn-Dransfeld, Geschäftsführerin Heunec, fährt mit ihrem Unternehmen eine andere Schiene: "Wir kaufen und verkaufen seit Jahrzehnten nach und aus China. Beispielsweise werden Komplettteile importiert, aber auch Hüllen, die hier in Neustadt befüllt werden. 95 Prozent unserer Plüschtiere kommen aus China." Sie ergänzt: "Unser Konzept ist es, auf langjährige Zusammenarbeit mit den gleichen Wirtschaftspartnern in China zu bauen." Nicht zuletzt deshalb habe sich die Qualität verbessert. Zudem fahre sie fünf Mal im Jahr selbst nach China. "Allerdings halten wir uns hier in Neustadt auch die Möglichkeit, zu produzieren. So sind wir flexibel." Franz sieht Neustadt als Wirtschaftsstandort indes gestärkt: "Die Veranstaltung gab es, weil Unternehmer in Gesprächen immer wieder auf China und die Herausforderungen kamen. Es ist also Bedarf vorhanden. Mein Ziel ist es immer, den Unternehmern eine Veranstaltung zu bieten, bei der sie etwas 'mitnehmen' können." In diesem Fall sei es dank der hochkarätigen Referenten sehr gut gelungen, so die Rückmeldungen der Teilnehmer. Damit werde ein- mal mehr deutlich, dass Außenwirtschaft nicht nur in Ballungsräumen stattfindet, sondern auch in Regionen, die stark vom produzierenden Gewerbe geprägt seien, "wie der Wirtschaftsraum Coburg". Sie sieht die Veranstaltung "als wichtiges Zeichen in Zeiten immer stärkerer Internationalisierung". Martin Schmitz, Wirtschaftsförderer des Landkreises, sagt: "Die Wirtschaft im Coburger Land wird schon seit Jahren immer internationaler. Die Globalisierung macht vor den Toren unseres Landkreises nicht Halt und das ist gut so. Sowohl als Industrienation als auch als Landkreis mit einer der höchsten Industriedichte in ganz Europa sind wir auf starke Außenhandelsbeziehungen angewiesen." Es sei wichtig, dass man sich darüber im Klaren sei, dass Wohlstand vor allem auf Exporten aufbaue. "China stellt für unsere heimische Wirtschaft seit jeher einen ganz wichtigen Partner dar. Eine der ersten Schlüsselbranchen des Coburger Landes war unsere Spielwarenindustrie, die den Weg in den chinesischen Wirtschaftsraum fand." Letztendlich sei man auch ein Stück weit gezwungen, um mittel- bis langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Andere Branchen und Unternehmen folgten.
"Entscheidend ist für uns, dass die Betriebe hier vor Ort ihre Zentralfunktionen behalten haben." Man könne sagen, dass die Kooperation mit ausländischen Produktionsstätten auch in der Heimat die Jobs der Zukunft sichert. "Heute entdecken wir China längst auf eine andere Weise, nämlich gar nicht mehr so sehr als günstigen Produktionsstandort, sondern vielmehr als den größten Markt der Erde. Die Chancen, die auch für viele unserer Unternehmen im chinesischen Markt liegen, sind jeden- falls riesig." Veranstaltungen, wie die hier in Neustadt bei Coburg, würden Betrieben helfen und praktische Tipps geben, wie man den chinesischen Markt für sich erobern kann. Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan zeigte sich auch sehr zufrieden: "Wir freuen uns natürlich, dass so ein Symposium hier in Neustadt stattfinden kann, da solche Veranstaltungen eigentlich nur in Großstädten ablaufen. Das Reich der Märkte Sowohl Bayern als auch China haben großes Interesse an guten wirtschaftlichen Beziehungen. China ist Bayerns drittwichtigster Handelspartner: Rund 2000 bayerische Unternehmen sind in China tätig. Firmen wie Siemens und MAN sind Beispiele dafür, wie wert- voll das Reich der Mitte als Handelspartner sein kann. Aber auch viele chinesische Firmen sind inzwischen in Deutschland angesiedelt. Insbesondere in den Bereichen Kraftwagen und Maschinenbau steigen die Export- und Importzahlen weiter.
Mit freundlicher Genehmigung der Wochenspiegel Coburg-Sonneberg Verlag GmbH
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