Interview mit BWA-Mitglied Wolfgang Helas, Geschäftsführer bei Hanning & Kahl
Oerlinghausen,
Wolfgang Helas, Geschäftsführer bei Hanning & Kahl,  spricht über Innovationen und darüber, was Windanlagen mit dem  Schienenverkehr zu tun haben. 
 Bei dem Mittelständler aus dem ostwestfälischen Oerlinghausen  dreht sich alles um Bremssysteme für Schienenfahrzeuge im Nahverkehr,  Leit- und Sicherungstechnik für Straßen-, Stadt- und Hafenbahnen – und   auch um elektromechanische Bremssysteme für Windenergieanlagen.
MuM: Herr Helas, wo würden die Straßenbahnen ohne Hanning & Kahl nicht fahren? 
 Helas: Unsere Produkte finden Sie eigentlich überall,  von Australien bis Kanada. Auch Straßenbahnen in China rüsten wir mit  unseren Bremssystemen aus. Es gibt praktisch kaum einen modernen  Verkehrsbetrieb mit Schienennahverkehr auf der Welt, der nicht irgendein  Produkt von Hanning & Kahl hat.
MuM: Aber Sie beschäftigen sich auch mit Windenergieanlagen. Was haben die mit dem Nahverkehr zu tun? 
 Helas: Wir suchen immer nach neuen  Wachstumsmöglichkeiten, wir wollen aber nicht um jeden Preis wachsen,  sondern mit unseren Kernkompetenzen. Was wir können, sind Bremsen,  Sicherheit und Qualität. Und das braucht man auch in Windenergieanlagen.  So haben wir als erstes Unternehmen elektromechanische Bremssysteme für  solche Anlagen entwickelt, bis dahin gab es nur hydraulische Bremsen  für Windkraftturbinen. In dem Bereich haben wir mittlerweile 30  Mitarbeiter beschäftigt.
MuM: Wegen Ihrer Lösung im Windenergiebereich haben Sie auch Besuch von NRWs  Umweltminister Remmel bekommen, der Sie im Rahmen seiner  Klimaschutztour besucht hat. Was bedeuten solche Vorreiterprojekte für  Sie? 
 Helas: Dadurch, dass der Minister hier war oder wenn  wir Preise, z.B. für unser Ideenmanagement bekommen, verkaufen wir kein  Teil mehr. Aber es ist gut für die Imagebildung, und das ist wiederum  gut für die Mitarbeitermotivation. Darüber hinaus sind gute Kontakte zur  Landesregierung immer wertvoll.
MuM: Sie sagen, ihre Mitarbeiter hätten die „Lizenz zum Spinnen“ – was heißt das? 
 Helas: Wir haben seit acht Jahren ein Innovationsteam.  Wir leisten uns das um die zukünftige Entwicklung von Hanning & Kahl  nicht dem Zufall zu überlassen, indem vier Mitarbeiter sich mit nichts  anderem beschäftigen als mit dem, was in Zukunft sein könnte. Diese vier  haben ganz offiziell eine „Lizenz zum Spinnen“. Ich glaube, nur so  können wirkliche Innovationen entstehen, nicht, wenn nur der Chef  vorgibt, was „innovativ“ ist.
MuM: In Kürze beginnt das neue Ausbildungsjahr, hatten Sie Schwierigkeiten, Ihre Stellen zu besetzen? 
 Helas: Wir haben jedes Jahr etwa 20 neue Azubis, auch  dieses Jahr haben wir alle Berufe, in denen wir ausbilden, voll  bekommen. Allerdings war das schon anstrengend. Viele Schulabgänger sind  gar nicht „berufslebensfähig“. Deswegen investieren wir sehr viel in  die Weiterbildung unserer Azubis.
MuM: Dem Minister haben Ihre Azubis ein Projekt vorgestellt, worum geht es da? 
 Helas: Die Azubis haben sich mit allen Aspekten des  Baus einer Windenergieanlage an unserem Standort beschäftigt. Hier in  Oerlinghausen ist zwar durch die Höhenbeschränkungen zu wenig Wind, aber  wir möchten ihre Ergebnisse in Eggesin an der Ostsee umsetzen.
Die Fragen stellte Stefanie Gerdsmeier


