Berlin,
Die jüngsten Entwicklungen in der Handelspolitik und die Einführung von Zöllen durch die Trump-Administration sowie die Reaktionen der EU-Kommission verdeutlichen die Notwendigkeit einer eigenständigen und strategischen europäischen Linie.
„Die Einführung von 25-prozentigen Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA durch Präsident Donald Trump hat nicht nur transatlantische Spannungen verschärft, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit europäischer und insbesondere deutscher Unternehmen weiter bedroht“ erklärt Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA).
Bedrohung für europäische Industrien
Die europäischen Aluminium- und Stahlindustrien stehen bereits unter immensem Druck. Seit 2021 mussten fünf zusätzliche Aluminiumhütten in der EU schließen, was auf hohe Energiekosten und globale Überkapazitäten zurückzuführen ist.
Auch in der Stahlindustrie wurden seit der Finanzkrise 2008/2009 rund 100.000 Arbeitsplätze abgebaut. Diese Branchen sind essenziell für strategische Bereiche wie Energie, Verteidigung und Automobilbau, doch sie sehen sich zunehmend unfairem Wettbewerb ausgesetzt, insbesondere durch billige Importe aus anderen Regionen der Welt.
Die geplanten EU-Sanktionen gegen russisches Aluminium im Rahmen des 16. Sanktionspakets verschärfen diese Situation zusätzlich. Obwohl sie darauf abzielen, Russlands Einnahmen zur Kriegsfinanzierung zu reduzieren, könnten sie europäische Industrien destabilisieren, da Russland seine Exporte einfach auf andere Märkte wie China oder Indien umlenken kann. Gleichzeitig steigen die Preise für Aluminium in Europa, was die Produktionskosten in Schlüsselindustrien erhöht.
Trump-Zölle und ihre Auswirkungen
BWA-Vorstandsvorsitzender Schumann sieht Deutschland und Europa zudem weiter unter Druck: „Die Wiedereinführung der Zölle durch die Trump-Regierung hat weitreichende Folgen für den globalen Handel. Die EU exportiert jährlich etwa drei Milliarden Euro an Stahl und zwei Milliarden Euro an Aluminium in die USA. Diese Exporte sind nun gefährdet, was nicht nur direkte wirtschaftliche Verluste bedeutet, sondern auch zu einer Umleitung von billigem Stahl aus anderen Regionen nach Europa führen könnte. Dies würde den Druck auf europäische Produzenten weiter erhöhen.“
Die EU habe angekündigt, mit „festen und verhältnismäßigen Gegenmaßnahmen“ zu reagieren. Bereits in der Vergangenheit hätte sie auf US-Zölle mit Strafzöllen auf US-Produkte wie Whiskey und Motorräder reagiert. „Doch solche Maßnahmen bergen das Risiko eines eskalierenden Handelskriegs, der letztlich beiden Seiten schadet“, so Schumann.
Notwendigkeit einer europäischen Strategie
„Angesichts dieser Herausforderungen ist es entscheidend, dass Europa eine eigenständige wirtschaftliche Linie verfolgt.“ Für den BWA muss eine klare Strategie die folgenden Punkte beinhalten:
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Die EU muss gezielt Maßnahmen ergreifen, um ihre Industrien vor unfairem Wettbewerb zu schützen, etwa durch Anti-Dumping-Maßnahmen oder Subventionen für strategische Sektoren.
Diversifizierung der Lieferketten: Um Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren, sollte Europa alternative Bezugsquellen für Rohstoffe erschließen.
Förderung nachhaltiger Produktion: Europäische Unternehmen sollten unterstützt werden, umweltfreundlichere Produktionsmethoden zu entwickeln, was ihnen langfristig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann.
BWA-Vorstandsvorsitzender Michael Schumann betont: „Wir Europäer benötigen eine klare Strategie, die vor allem unseren Interessen entspricht.“ Nur so kann Europa seine wirtschaftliche Souveränität bewahren und gleichzeitig den Herausforderungen des globalen Handels begegnen.