Berlin,
Nicht erst seit die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in den vergangenen Wochen Alarm geschlagen hat, weil sie befürchtet, dass es ab 2030 einen Engpass auf dem Weltmarkt geben wird, ist Lithium eines der begehrtesten und wichtigsten Metalle. Lithium gilt als das leichteste Metall, das auf der Erde vorkommt und zählt zu den nicht nachwachsenden Rohstoffen. Verständlicherweise also, dass der Andrang darauf gegenwärtig besonders groß ist, denn es wird unter anderem zur Herstellung von Keramik, Glas und Aluminium benötigt, vor allem aber in Akkus eingesetzt. Eine wichtige Rolle hat Lithium mit der Erfindung von Lithium-Batterien eingenommen, die sowohl leichter als auch langlebiger als konventionelle Nickelbatterien sind. Ohne die Lithium-Ionen-Akkus wäre nicht nur die Verkehrswende in Richtung Elektromobilität nicht möglich, die Akkus finden sich in allen modernen Geräten des täglichen Bedarfs, seien es beispielsweise Kameras, Laptops, Mobiltelefone. Die DERA prognostiziert für das Jahr 2030 eine Lithium-Nachfrage von 316.000 bis 558.800 Tonnen, wobei die weltweite Produktion noch vor zwei Jahren bei lediglich 82.000 Tonnen lag. Zudem erreichten bei der damaligen Förderung nur etwa 50 bis 60 Prozent den hohen Anforderungen und Reinheitsgrade für die Batterieproduktion.
Vor diesem Hintergrund organisierte die Bundesfachkommission für Rohstoffsicherheit des BWA einen Expertendialog zu diesem für die deutsche Industrie bedeutenden Rohstoff. BWA-Vorstandsvorsitzender Michael Schumann und Kommissionsleiter Frank Tetzel eröffneten die Sitzung. Lukasz Bednarski, einer der führenden Lithium-Experten Europas sowie Vertreter der Firma Rock Tech Lithium, die eine Lithiumveredelung im brandenburgischen Guben aufbaut, lieferten anschließend fachliche Impulse aus erster Hand. Mit Dr. Thomas Gäckle, Leiter der Unterabteilung Rohstoffpolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem Botschafter der Mongolei, S.E. Dr. Mandakhbileg Birvaa und der Geschäftsträgerin a.i. der Botschaft der Republik Kasachstan, Sholpan Shynassylova folgten ebenfalls Vertreter der Bundesregierung sowie des Diplomatischen Corps der Einladung des BWA. Der Botschafter der Islamischen Republik Mauretanien und Doyen der ca. 50 in Berlin ansässigen afrikanischen Botschafter, S.E. Dr. Mohamed Mahmoud Ould Brahim Khlil, überbrachte ein Grußwort des afrikanischen Diplomatischen Corps und präsentierte die Potenziale des von ihm vertretenen, rohstoffreichen ostafrikanischen Landes.
Ziel der Bundesfachkommission, an der neben Mitgliedsunternehmen des BWA auch regelmäßig Vertreter führender Branchenverbände, der Bundesregierung sowie ausländischer Botschaften teilnehmen ist es, die politischen Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren, aber auch Unternehmen aus dem Rohstoffsektor miteinander zu vernetzen. Für den Herbst sind darüber hinaus weitere parlamentarische Fachgespräche und ein parlamentarisches Mittagessen mit den Abgeordneten des Deutschen Bundestages geplant.
Marktführerschaft Chinas bei Lithium
Lukasz Bednarski, Principal Research Analyst (Lithium & Battery Metals) bei IHS Markit, wies unter anderem darauf hin, dass 89 Prozent des Lithium-Hydroxides heute aus chinesischen Quellen stammen. In Europa gab es 2021 lediglich eine Mine, in der Lithium gewonnen werden konnte, in Nordamerika eine, aber sechs in Südamerika und 19 in Asien. Selbst im Forecast auf 2031, also in neun Jahren, werden voraussichtlich in Europa neun, in Asien und Südamerika jeweils über 20 Minen das Metall liefern können. Allerdings wird die Nachfrage um ein Vielfaches größer sein. Zudem wies Bednarski auf die Tatsache hin, dass beim Aufbau von Lithium-Raffineriekapazitäten die Marktführerschaft Chinas heute schon dominierend ist und dies in Zukunft auch so bleiben werde. Zusammenfassend führte der Experte aus, dass die Verknappung von Lithium als veredeltes Produkt schneller bevorsteht als die Verknappung von Lithium in Form von Rohstoffvorkommen.
- Es gibt mehr neue Investitionen in Minen als in Raffineriekapazitäten, insbesondere in Nordamerika.
- Der Mangel an regionalen Raffineriekapazitäten erhöht die Versorgungsrisiken, die Kosten und den CO2-Fußabdruck der Industrie.
- Die für den Aufbau neuer Raffineriekapazitäten erforderlichen Investitionen variieren und hängen nicht nur von ihrer Größe ab.
- Das Raffineriesegment für Lithium und andere Batteriematerialien birgt für neue Marktteilnehmer eine Reihe einzigartiger Risiken und Chancen.
Investitionen in Brandenburg
Umso wichtiger ist die Tatsache, dass das kanadisch-deutsche Unternehmen Rock Tech Lithium den Bau einer Produktionsanlage für Batterie-taugliches Lithiumhydroxid im brandenburgischen Guben vorantreibt – 60 Kilometer von Teslas Werk in Grünheide entfernt. Geplant ist, dort rund 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr zu produzieren – genug für rund 500.000 Elektroautos. Bei Rock Tech Lithium handelt es sich um ein deutsch-kanadisches Unternehmen mit Hauptsitz in Vancouver, das den Rohstoff für das Lithiumhydroxid aus seinem Minenprojekt in Georgia Lake im kanadischen Ontario gewinnt. Zur Veredelung des Elements soll nun eine sogenannte „Konverter-Fabrik“ in der brandenburgischen Lausitz entstehen.
Mit dem Erwerb einer Fläche im Industriegebiet Guben-Süd verfügt Rock Tech Lithium nun über die Grundlage für den geplanten Konverterbau. Das insgesamt rund zwölf Hektar große Grundstück bietet umfassenden Raum für die Errichtung von Anlagen für alle einzelnen Produktionsschritte bei der Lithiumveredelung. Die ohnehin gute Verkehrsanbindung wird durch einen möglichen Bahnanschluss weiter optimiert. Rock Tech Lithium wird für den Planungs- und Genehmigungsprozess einen engen Austausch mit Behörden, Experten und lokalen Anspruchsgruppen suchen. Der Konverter soll 2024 den Betrieb aufnehmen. Für die Produktion sollen lokal bezogene erneuerbare Energien verwendet werden. Wichtig für die Ansiedlungsentscheidung ist sicherlich die nur 60 Kilometer entfernte Tesla-Fabrik in Grünheide und die ebenfalls unweit gelegene Kathodenfabrik von BASF in Schwarzheide sein: „Wir werden der Lithium-Partner der Automobilindustrie und bauen in Europa eine eigene, bisher nicht existierende Infrastruktur für batteriefähiges Lithiumhydroxid auf. Unser Ziel ist, als erstes Unternehmen weltweit einen geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen. Guben erscheint uns als der ideale Standort dafür, dabei spielen auch Fördermöglichkeiten eine maßgebliche Rolle“, heißt es beim Unternehmen.
Die EU-Kommission schätzt, dass der europäische Lithiumbedarf allein für E-Auto-Batterien bis 2030 um das 18-fache und bis 2050 sogar um das 60-fache steigen wird. Eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung wird damit zum strategisch entscheidenden Faktor für die Automobilindustrie und den Erfolg der Mobilitätswende.