Magdeburg,
Der Bereich Wissenschaftliche Weiterbildung und Absolventenvermittlung (WiWA) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU) fördert den Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. So fanden sich zum 4. Kamingespräch im alten Lokschuppen im Hafengelände von Magdeburg Unternehmer der Region zusammen und diskutierten mit Hochschulvertretern, der Politik und Arbeitgeberinteressenvertretungen über aktuelle demografische Entwicklungen und deren Konsequenzen und Herausforderungen für die regionale Wirtschaft.
Impulse für die von Thomas Claus, Geschäftsführer vom Gender-Institut Sachsen-Anhalt (G/I/S/A), moderierten Veranstaltung, boten drei Impulsvorträge. Carmen Niebergall, Geschäftsführerin vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), berichtete über Initiativen zur Begegnung des demografischen Wandels im Land, wie den Beirat Demografie und der daraus entsprungenen Demografie-Allianz Sachsen-Anhalt. Sie hob die Kommunikation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft hervor und deren enge Verzahnung. Ihre Forderung aus Unternehmensperspektive an die Wissenschaft ist, dass Wissenschaft so formuliert werde, dass die Wirtschaft es verstehe.
Prof. Dr. Peer Pasternack, Geschäftsführer des Wissenschaftszentrums Sachsen-Anhalt Wittenberg (WZW), brachte mit seiner wissenschaftlichen Perspektive ebenfalls sehr interessante Aspekte in die Diskussion mit ein. Die schlechte Nachricht: die „Überlaufeffekte“ an den Hochschulen im Land werden zeitnah wegfallen, spätestens dann, wenn die Studienanfängerzahlen auch in Westdeutschland sinken. Die gute Nachricht: 87% der Studierwilligen studieren am liebsten zu Hause, womit potenzielle Fachkräfte im Land blieben. Der grandiose Vorteil dabei ist, dass derjenige, der heute hier im Land studiert, eine faktische Arbeitsplatzgarantie in fünf Jahren hat. Leider fehlt es an Transparenz und Kommunikation dieser Tatsache. Pasternack betonte auch, dass die Expertise an Hochschulen zu diesem Thema nicht ausgeprägt ist, obwohl Sachsen-Anhalt als „Hot-Spot“ des demografischen Wandels zählt. So gibt es beispielsweise keine einzige Professur für Demografie. Eine Investition in die Hochschulstruktur ist wünschenswert. Gleichzeitig betonte er, dass die Otto-von-Guericke-Universität bereits intensiv an demografischen Fragestellungen arbeite und forsche. So ist sie mit den Projekten „IngWeb.de - Ingenieurswissenschaftliche Sensibilisierung an allgemeinbildenden Schulen“ (IMOS), „Bestand und ökonomische Bedeutung kognitiver und nicht-kognitiver Fähigkeiten: Identifikation (bildungs-) politischer Handlungsbedarfe“ (FWW) und „Altersgerechte und sichere Mobilität in der Fläche“ (IFAT) aktives Mitglied der WZW-Expertenplattform „Demographischer Wandel in Sachsen-Anhalt“.
Dass die Wahl eines Dualen Studiums, indem Praxis im Unternehmen und Theorie an der Universität verknüpft werden, der ideale Ausbildungsweg sei, um Fachkräfte schon frühzeitig an das Unternehmen zu binden, ist die Sicht von Ingrid Sollors der IFA Rotorion in Haldensleben (IFA hat mit der Uni Magdeburg eine Kooperation im Bereich Duales Studium). IFA ebnet jungen Menschen vielfältige Wege in den Berufseinstieg, so z.B. Beratung von Schülern oder Praktika und Bewerbertraining für Studierende. Jedoch ist die Qualität der fachlichen Ausbildung an Hochschulen ausbaufähig und sollte sich mehr auf die regionale Wirtschaft beziehen. Sollors betonte zudem, dass sich Unternehmen mit vielfältigen Anreizen für die Fachkräfte aufstellen sollten, da Geld eben nicht alles sei.
Die Bedeutung der Thematik für die Otto-von-Guericke-Universität wurde mit der Anwesenheit von Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, Prorektor für Studium und Lehre und Prof. Dr. Helmut Weiß, Prorektor für Planung und Haushalt unterstrichen.
Die Botschaft des Kamingespräches ist, dass die Probleme schneller wachsen, als man diesen mit Lösungsmöglichkeiten begegnen kann. Es bedarf an ausgeprägteren Wegen der Kommunikation zwischen Studierenden, Absolventen, Fachkräften und Unternehmen und deren Transparenz. Arbeitgeberattraktivität wird ein Motto sein, mit dem sich Unternehmen auseinandersetzen werden, um attraktiv für „Hierbleiber“, „Zurückkommer“ und „Herkommer“ zu sein (dies unterstrich auch Michael Schröder, Ministerium für Arbeit und Soziales).
Das Transferzentrum WiWA – Wissenschaftliche Weiterbildung und Absolventenvermittlung der Otto-von-Guericke–Universität Magdeburg bietet mit seinem Portfolio von unternehmensbezogener Weiterbildung über passgenaue Absolventenvermittlung und Career Service bis hin zum Dualen Studium vielfältige Wege der Unterstützung, Vernetzung und Kommunikation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im demografischen Wandel.