Credit Suisse und BWA-Senat luden ein zum Kamingespräch mit RWE-Vorstand Dr. Rolf M. Schmitz
Köln,
Der BWA-Senat hat in Kooperation mit der Credit Suisse Deutschland AG, Köln, zu einem Kamingespräch eingeladen. Gesprächspartner waren der RWE-Vorstand Dr. Rolf Martin Schmitz (COO) und Thomas Lehr, stellv. Direktor Credit Suisse Deutschland AG.
Klaus Landsmann, Credit Suisse, spannte in der Moderation den Themen-Bogen weit auf und stellte die provokante Frage: „Gibt es die nächste Finanzkrise? Steht sie vor der Tür - oder sind wir schon mittendrin?“ Thomas Lehr gab den Zuhören mit seinem sehr komprimierten und lebendigen Vortrag Einblick in die Entscheidungsprozesse des Investment Committees der Bank und kam zu dem Fazit „Es waren wirklich zwei langweilige Börsenjahre.“ Mit zahlreichen Charts veranschaulichte Lehr, dass das Börsenniveau heute, ungeachtet der zwischenzeitlichen Turbulenzen, dem vor zwei Jahren sehr ähnlich sei. Für alle DAX-Unternehmen seien sogar Gewinne zu verzeichnen. Wer jetzt Chemie-, Nahrungs- und Automobilpapiere in seinem Portfolio habe, könne sich glücklich schätzen.
Dr. Rolf Martin Schmitz (RWE Vorstand)
Mit einem Augenzwinkern an RWE-Vorstand Dr. Schmitz und einer Portion Selbstironie verwies Lehr darauf, dass Bank- und Versorger-Aktien seit langer Zeit im unteren Niveau „herumdümpeln“.
Im Zusammenhang mit aktuellen Krisenmeldungen zur Finanzschwäche von Griechenland und nun tagesaktuell Italien erläuterte Lehr verschiedene Entscheidungs-instrumente, mit denen schon frühzeitig abzulesen sei, welches Land zu welchem Zeitpunkt welchen Finanzbedarf habe. Aus der Perspektive der Bänker seien somit bestimmte Entwicklungen sehr deutlich abzusehen.
(v.l.n.r.) Prof. Margot Ruschitzka (FH Köln), Thomas Lehr (Stellv. Direktor Credit Suissse), Dr. Rolf Martin Schmitz (RWE Vorstand), Klaus Landmann (Niederlassungsleiter Köln der Credit Suisse)
Dr. Rolf M. Schmitz griff zum Einstieg seines Vortrags den Börsenwert der RWE auf und machte deutlich, dass die 3. Energiewende in elf Jahren schon eine große Herausforderung für die Energiewirtschaft sei. RWE ist ein Unternehmen, das Geld verdienen muss und dies für die 71.000 Mitarbeiter verlässlich zu erwirtschaften, sei momentan bei den politischen Schlingerkursen eine schwer kalkulierbare Situation. Durch die Abschaltung von 12.000 Megawattstunden Atomstrom werde so viel Stromerzeugungskapazität vom Netz genommen, dass selbst die Bundesnetzagentur der Stabilität des Netzes nicht mehr traue.
Schmitz kritisierte in diesem Zusammenhang die Politik, wegen Ihrer schnellen radikalen Kursänderungen, durch die man ein langfristiges Produkt wie Energie nicht planbar produzieren könne. Eine sich ändernde politische Anschauung sei nachvollziehbar, doch die sich daraus ergebenden Vorgaben für die Versorger müssten umsetzbar sein.
Die Krise der Vorjahre sei an RWE vorbeigegangen, da das Geschäft verzögert durchschlage und praktisch drei Jahre im Voraus Strom verkauft wird. Eine Zäsur sei aber unstrittig das Ereignis von Fukushima, in dessen Folge jedoch die vorher vereinbarten Konditionen des Kopplungsgeschäftes aus Laufzeit-verlängerung und Kernbrennelemente-Steuer ungleich aufgeteilt wären. Der Vorteil wurde den Unternehmen genommen, der Nachteil sei verblieben.
RWE habe daraufhin drastische Kapitalwerteinbußen hinnehmen müssen. In den Folgejahren sei ein Rückgang aller Kennzahlen um 15-30% zu erwarten, was die Rückstufung einer Ratingagentur von A auf A- zur Folge hatte. Durch die Abschaltung der Akw´s sei Deutschland nun vom Stromexporteur zum -importeur geworden und wird zukünftig auch Atomstrom einkaufen, z.B. aus Tschechien, da mit dem übrigen Energie-Mix eine Netzregulierung nicht kalkulierbar sei.
Mit der These „Der Strom geht nun mal dahin, wo es den höchsten Preis gibt“, stimmte Schmitz die Zuhörer auf langfristig steigende Strompreise um ca. 20% ein. Dies ist weniger für die privaten Haushalte, als für die Industrie existenziell problematisch.
Man werde jedoch „das Diktat der Politik akzeptieren“ und sei bereit, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, obwohl es Gespräche mit der Politik hierzu bislang noch nicht gegeben habe. Die Privatwirtschaft habe genug Phantasie um die Energiewende zu gestalten, die Politik habe diese nicht. So plädierte Schmitz dafür „Schattenkraftwerke“ zu erhalten, die notwendig seien, um neue Projekte sicher zu Ende zu führen. Die Gefahr sei, dass ein „fallout“ von einer Stunde Kosten in Höhe von ca. 24 Mrd. Euro verursache.
Es liege ein Bündel an Fragestellungen und Problemen vor RWE, bei denen die Abwägung der Kosten und der Risiken maßgeblich sei. Bei Investitionen von über 20 Mrd. Euro in den nächsten Jahren für Engagements in risikoreiche Offshore-Windparks, Wasserkraft und fossile Kraftwerke in Osteuropa gilt es, den optimalen Mix zu finden. Ein alternatives Engagement erwähnte Schmitz mit den Beteiligungen an zwei Pellet-Anlagen in USA, die momentan eher Pilotcharakter hätten, aber auch weiterentwickelt würden. Mit dem Resümee „Chancen sind größer als die Risiken“ machte Schmitz den Zuhörern Mut, dass trotzdem die Stromversorgung gesichert sei.
(v.l.n.r.) Sibylle Nußbaum(Geschäftsführerin der Wirtschaftsclubs Aachen/Düren und Metropolregion Köln), Klaus Landmann (Niederlassungsleiter Köln der Credit Suisse), Prof. Margot Ruschitzka (FH Köln), Dr. Rolf Martin Schmitz (RWE Vorstand), Thomas Lehr (Stellv. Direktor Credit Suisse)
Prof. Dr. Margot Ruschitzka, Präsidentin des BWA Wirtschaftsclub Metropolregion Köln, moderierte die anschließende Podiumsdiskussion mit Dr. Schmitz, Thomas Lehr und Klaus Landsmann. Zahlreiche Publikumsfragen nach Energie-Mix, der Rentabilität erneuerbarer Energien und der Finanzierbarkeit aller Projekte durch die Mitwirkung der Banken wurden von ihnen fachlich diskutiert und beantwortet. Mit einem lebhaften Meinungsaustausch bei einem Glas Kölsch, Rotwein und kulinarischen Köstlichkeiten sowie intensiven Gesprächen der Gäste untereinander klang der anregende Abend aus. KR