BWA-Senatsmitglied kombiniert wirtschaftlichen Erfolg mit sozialem Auftrag
Essen,
1995 berichtete "Der Spiegel“:
Neue Chancen durch Leiharbeit
Das Land Nordrhein-Westfalen startet einen neuen Versuch, die Arbeitslosigkeit zu verringern. Es gründet zusammen mit Gewerkschaften, Arbeitgebern und kommunalen Spitzenverbänden eine gemeinnützige Gesellschaft für Leiharbeit. Ausgestattet mit rund elf Millionen Mark von Land und Bund, soll die "Start NRW GmbH" benachteiligten Gruppen wie Ungelernten und Langzeitarbeitslosen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern und den "Arbeitnehmerverleih sozialverträglicher machen". Das in der Bundesrepublik bislang einmalige Modell basiert auf den Erfahrungen einer niederländischen Gesellschaft. Arbeitslose werden von einer der 22 Geschäftsstellen der Firma als Leiharbeiter zum üblichen Aufschlag vermittelt. Die "NRW Start" zahlt aus den so erwirtschafteten Einkünften Tariflöhne und Sozialabgaben.
Was mit einer Anschubfinanzierung auf Kreditbasis anfing – das Geld wurde übrigens bis zum Jahr 2000 in voller Höhe zurückgeführt – ist heute ein erfolgreiches Zeitarbeitsunternehmen, das seinen Gründungsauftrag mehr als erfüllt hat. Und mit 26 Niederlassungen in ganz Nordrhein-Westfalen vertreten. START beschäftigt rund 180 interne und knapp 2.500 externe Mitarbeiter. Und das Unternehmen bildet aus: um rund 400 Auszubildende kümmert sich START gemeinsam mit seinen Partnern. In den 20 Jahren seit Gründung gab es keinen Stillstand. Immer wieder war START auf der Suche nach innovativen Instrumenten, die so genannten schwer Vermittelbaren in Arbeit zu bekommen.
„In den 20 Jahren haben wir uns immer wieder neu erfunden. Uns sind die guten Ideen nicht ausgegangen, deshalb sind wir am Markt erfolgreich“, betont Wilhelm Oberste-Beulmann, BWA-Senator und Vorsitzender der Geschäftsführung von START Zeitarbeit.
Wilhelm Oberste-Beulmann, BWA-Senator und Vorsitzender der Geschäftsführung von START Zeitarbeit
Wirtschaftlicher Erfolg mit sozialem Auftrag
Das Unternehmen behauptet sich im Wettbewerb und entwickelt gleichzeitig innovative Instrumente, mit denen Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen, insbesondere Zielgruppen mit Vermittlungshemmnissen, in den Arbeitsmarkt integriert werden können.
„Unser Ziel ist es, Menschen langfristig in Beschäftigung zu bringen“, so Oberste-Beulmann: „Dabei setzen wir bewusst auf kontinuierliche Qualifizierung und tarifliche Bezahlung der Zeitarbeitnehmer.“
Gewinne werden nicht ausgeschüttet. Sie fließen in Qualifizierungen, die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze und in die Gesundheitsförderung - oder eben in die Rücklagen, denn auch in Krisenzeiten gibt es keine Subventionen.
40.000 Menschen in Arbeit gebracht: davon 25.000 schwer Vermittelbare. Statistisch gesehen hat START seit der Gründung im Mittel Jahr für Jahr 2.000 Menschen einen Arbeitsplatz vermittelt und ihnen damit eine neue Lebensperspektive gebracht. Seit der Gründung 1995 bis Mitte 2015 setzte START rund 40.000 Zeitarbeitskräfte in Betrieben ein. Hierunter rund 25.000 Menschen, die zu den schwer vermittelbaren Zielgruppen des Arbeitsmarkts zählen. Mehr als 17.000 Beschäftigte unterschrieben direkt im Anschluss an ihre Beschäftigungszeit einen Arbeitsvertrag in einem Entleihbetrieb. Das ist eine enorme Vermittlungsquote. Herausgegeben von START Zeitarbeit NRW GmbH Arbeitsmarktpolitische Bedeutung Mittlerweile ist START viel mehr als ein sozial orientiertes Zeitarbeitsunternehmen. Es ist das überzeugende Beispiel dafür, dass Zeitarbeit auch für die Durchsetzung von Innovationen am Arbeitsmarkt taugt. Heute ist – auch dank START – die Zeitarbeit gesellschaftlich akzeptiert. Zum Kern dieser Strategie gehörte von Anfang an der Eckpfeiler der permanenten Qualifizierung. Die Qualifizierung ist seit der Gründung des Unternehmens ein zentrales Instrument zur Integration von Menschen mit Vermittlungshemmnissen in den Arbeitsmarkt. Mit bedarfsgerechten und abschlussorientierten Qualifizierungsmaßnahmen erhalten Zeitarbeitnehmerinnen und –arbeitnehmer eine Chance zur Übernahme in den Kundenbetrieb.
Von Jahr zu Jahr: Innovationsorientierte Weiterentwicklung
Seit 2010 bietet START die Möglichkeit, sich berufsbegleitend auf eine Externenprüfung der IHK vorzubereiten. Mit dem Abschluss ihrer Ausbildung zum Facharbeiter können START-Mitarbeiter ihre individuelle Qualifizierung verbessern, ein höheres Lohnniveau erreichen und damit ihre Übernahmechancen vergrößern. Die Kosten für dieses Qualifizierungsprojekt werden von START vollständig übernommen. Mehr als 100 Mitarbeiter machten bisher von diesem Angebot Gebrauch.
Aktivieren, nicht abstellen: Langzeitarbeitslose mit neuen Chancen
Eine weitere echte Innovation in der Qualifizierung ist das START-Konzept zur Aktivierung von Langzeitarbeitslosen. Wichtigster Motivationsfaktor für die Mitarbeiter: Wer einsteigt, der erhält eine Arbeitsplatzgarantie nach erfolgreicher Qualifizierung. Ein weiterer Schwerpunkt in der Qualifizierung ist der Bereich Gesundheit. Schon heute herrscht hier Fachkräftemangel. Ein besonderer Ansatz ist es, Zuwanderer aus EU- und Drittländern während des Anerkennungsverfahrens zum Krankenpfleger zu unterstützen. Auch hier bringt die positive Perspektive die Motivation: START stellt Bewerber mithilfe von WeGebAU-Maßnahmen unbefristet ein, vermittelt Kurse bei Bildungsträgern und organisiert notwendige Praktika bei kooperierenden Einrichtungen. Rund 35.000 Stunden werden jährlich von START-Mitarbeitern zur Qualifizierung aufgewendet.
Vom Innovations-Highlight zum Dauerbrenner: Partnerschaftliche Ausbildung
Bereits seit zehn Jahren engagiert sich START erfolgreich in der Partnerschaftlichen Ausbildung. Das Konzept hat sich bewährt und wird von Unternehmen wie Azubis gut angenommen. Seit der Gründung der Partnerschaftlichen Ausbildung wurden mehr als 1.000 unversorgte Jugendliche eingestellt. Für dieses ausbildungspolitische Engagement wurde START in der Vergangenheit bereits mehrfach ausgezeichnet. Das Prinzip ist einfach: In der Partnerschaftlichen Ausbildung werden die Kooperationsbetriebe finanziell entlastet und tragen nur einen Teil der Ausbildungskosten. Das Fachliche liegt beim Kundenunternehmen. START übernimmt das Ausbildungsmanagement.
Das Angebot richtet sich insbesondere an Jugendliche mit eingeschränkten Vermittlungsperspektiven wie z.B. Hauptschüler, Menschen mit Migrationshintergrund und Altbewerber. Mittlerweile ist START in diesem Sektor mehr als routiniert: „Gemeinsam mit den Partnerbetrieben bieten wir Ausbildungsplätze in mehr als 60 Berufen der Branchen Industrie, Handel und Handwerk an. Außerdem gibt es für die Jugendlichen die Möglichkeit, Praktika zur Absicherung der Berufswahlentscheidung und zur Vorbereitung auf die Ausbildung zu absolvieren“, das Projekt ist mittlerweile halb so alt wie START „und gehört damit zu unserer DNA“, sagt Wilhelm Oberste-Beulmann. Und auch intern wird Einiges Herausgegeben von START Zeitarbeit NRW GmbH getan: „Es ist unser erklärtes Ziel, den internen Personalbedarf durch die eigenen Auszubildenden zu decken.“ Hinzu kommen ein neu gegründeter Fachhochschulstudiengang und weitere interne Ausbildungswege.
Neue Märkte und neue Ideen im Transfergeschäft
Seit Juli 2013 ist START alleiniger Gesellschafter der TraQ. Die TraQ wurde im Jahr 2002 durch Vertreter des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, der IG Metall und des Hochsauerlandkreises gegründet. Sie hat sich auf den Beschäftigtentransfer spezialisiert und gehört zu den erfolgreichsten Transferanbietern in der Region. Mit dem Zusammenschluss von START und TraQ kann das gemeinsame Ziel, die nachhaltige Integration von Arbeitsuchenden in den Arbeitsmarkt, noch effizienter verfolgt werden. Das erfolgreiche Transfer- und Qualifizierungsmodell der TraQ kann durch die Nutzung der Strukturen von START in ganz NRW umgesetzt werden.
START: Gut gerüstet für die nächsten 20 Jahre
Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Guntram Schneider bezeichnete START Zeitarbeit als „Vorbild für die Branche“. Die Zeiten, in denen Zeitarbeitsfirmen als Arbeitgeber zweiter Klasse angesehen worden sind, sind nach 20 Jahren START endgültig vorbei. START hat als Pionier und Vorreiter zahlreiche Modelle entwickelt, die Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung gerade für Arbeitssuchende attraktiv machen. START selbst hat sich von Jahr zu Jahr erheblich verändert. Und wer hätte gedacht, dass sich aus einem Unternehmen, in dem von Anfang an nur Arbeitslose als Mitartarbeiter eingestellt hat, ein Erfolgsmodell für die ganze Branche wird? Selbst die Spiegel-Leser konnten das vor 20 Jahren nicht ahnen.