Berlin,
BWA: Exzellenz, im bilateralen Handel stehen deutschen Exporten von rund 1,8 Milliarden Euro pakistanische Importe von 1,1 Milliarden Euro gegenüber. Welche Branchen in Ihrem Land sind derzeit für deutsche Unternehmen besonders attraktiv und warum?
S.E. Botschafter Dr. Mohammad Faisal: Wir beobachten derzeit sehr interessante Entwicklungen in den Bereichen Energie und Strom, insbesondere im Hinblick auf alternative Energien wie Solar- und Windenergie. Dieser Sektor ist für deutsche Unternehmen sehr attraktiv, und führende Unternehmen wie Siemens verstärken ihre Geschäftsaktivitäten in Pakistan. Neben dem Energiesektor ist hier auch die Landwirtschaft zu nennen. Neue Technologien für die moderne Landwirtschaft, zum Beispiel durch den Einsatz von Drohnentechnologien, oder in der Automobilindustrie entwickeln sich hier sehr schnell und bieten viele Potenziale, die wir ausländischen Investoren gerne zur Verfügung stellen. Ich möchte Sie auch auf die verschiedenen Sonderwirtschaftszonen, die unsere Regierung eingerichtet hat, aufmerksam machen, die beispielsweise Steuerbefreiung und andere Investitionsförderungsanreize bieten. Wir hoffen, dass wir diese Möglichkeiten in naher Zukunft auf einer Roadshow in Deutschland vorstellen können.
BWA: Pakistan ist auch eine Atommacht und ein wichtiger Akteur im Bereich der Sicherheitspolitik. Was sind Pakistans Prioritäten für die regionale Sicherheit in Zentral- und Südasien?
S.E. Botschafter Dr. Mohammad Faisal: Die Sicherheit bleibt eine Frage nicht nur für unser Land, sondern für die gesamte Region. Derzeit ist unsere interne Situation sehr stabil, auch weil wir viel in Sicherheitsmaßnahmen investiert haben. Die Suche nach einer politischen Lösung für Afghanistan ist die entscheidende Frage im regionalen Kontext. Wie unser Premierminister Imran Khan auf der internationalen Konferenz über die regionale Zusammenarbeit zwischen Zentral- und Südasien am 16. Juli 2021 in Taschkent zum Ausdruck gebracht hat, ist Pakistan bereit, sich aktiv für diesen Prozess einzusetzen. Im Hinblick auf die Covid-19-Pandemie und die Überwindung dieser globalen Krise müssen wir verstehen, dass niemand sicher ist, solange nicht alle sicher sind. Auf internationaler Ebene betont Pakistan daher die Notwendigkeit von mehr multilateraler Zusammenarbeit auf allen Ebenen anstelle von Konfrontation.
BWA: Welche Erfahrungen hat Pakistan mit der Teilnahme an der chinesischen Belt-and-Road-Initiative gemacht?
S.E. Botschafter Dr. Mohammad Faisal: Wir arbeiten sehr eng mit China zusammen und unterhalten ausgezeichnete Beziehungen. In den 1970er Jahren haben wir China geholfen, die politische Isolation zu überwinden und neue Brücken zur Welt zu bauen. Im Gegenzug unterstützten die chinesischen Technologien Pakistan bei der Überwindung seiner Stromprobleme. Seit 2013 hat sich im Rahmen unserer wirtschaftlichen Zusammenarbeit der chinesisch-pakistanische Wirtschaftskorridor (CPEC) entwickelt. Damit wurden viele wichtige Initiativen zur Entwicklung der Infrastruktur ergriffen, die auch nachhaltige Arbeitsplätze für pakistanische Bürger in unserem Land geschaffen haben. Pakistan ist sehr an einer verstärkten regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und ihrem immensen Potenzial interessiert - nicht nur mit China. Wir heißen jeden willkommen, der bereit ist, die Potenziale Pakistans als regionales Zentrum für Investitionen und attraktive Geschäfte zu entdecken.
BWA: Herr Botschafter, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Eine ausführlichere Fassung des Gesprächs mit dem Botschafter der Islamischen Republik Pakistan lesen Sie in der nächsten Ausgabe des BWA-Journals.
S.E. Dr. Mohammad Faisal, Botschafter der Islamischen Republik Pakistan, im Gespräch mit Urs Unkauf, Leiter Regierungsbeziehungen des BWA.