Zukunft denken – Gegenwart gestalten

BWA-Ehrensenator Bernd Koller auf 4. „Celler Trialog“

Celle,

Der 4. „Celler Trialog“ stand erneut unter diesem Motto. Die sicherheitspolitische Tagung mit rund 150 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft und Bundeswehr beschäftigte sich am 22. und 23. Mai 2013 besonders im Zeichen des demographischen Wandels mit dem Thema Personalgewinnung. Konkurrenz oder gemeinsames Vorgehen? Die Antworten dazu wollen die Beteiligten aus den drei Bereichen gemeinsam entwickeln.

Seitens der Deutschen Marine gehörten zu den Eingeladenen u. a. Vizeadmiral Heinrich Lange, Vizeadmiral Joachim Georg Rühle und Konteradmiral Dr. Horst-Dieter Kolletschke. Senator h.c. Bernd Koller vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) vertrat auch die REUNION MARINE, Vizeadmiral Manfred Nielson vertrat als deren Inspekteur die Streitkräftebasis (SKB).

Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière bei der Eröffnungsrede

Die zahlreich anwesenden Medien bei dieser hochkarätig besetzten Veranstaltung, sie wurde durch den Bundestagsabgeordneten Hennig Otte gemeinsam mit der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik geplant und veranstaltet,interessierte zunächst aber nur das Thema „Euro Hawk“. Hierzu stellten sie dem anwesenden Verteidigungsminister Thomas de Maizière bohrende Fragen. De Maizière sagte zu, den gesamten, vor zwölf Jahren eingeleiteten Beschaffungsvorgang genau zu prüfen und dem Verteidigungsausschuss des Bundestages den Bericht am 05.06.13 vorzulegen, und zwar in der von ihm gewohnten Gründlichkeit und Sorgfalt.

Auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, ging kurz auf das Thema ein und betonte, dass man auch bedenken muss, dass nach Außerdienststellung des Systems „Breguet Atlantic“ im Jahr 2010 eine große Fähigkeitslücke besteht, die eigentlich durch das System „Euro Hawk“ ersetzt werden sollte.

Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann, Ehrenpräsident des DIHK, erklärte, dass die in der Bundesrepublik zu erwartenden Steuereinnahmen in 2013 mit rd. 705 Mrd. Euro um rd. 114 Mrd. höher ausfallen als im Jahr vor der jüngsten Wirtschafts-/Bankenkrise. Es besteht also für die Politik eigentlich kein Steuereinnahme- sondern vielmehr ein Steuerausgaben- bzw. Steuerverwendungsproblem.

Er gab auch zu bedenken, dass 9,6 Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik direkt vom Außenhandel der bundesdeutschen Wirtschaft abhängen und die jährlich 300 Millionen Tonnen Fracht aus deutschen Seehäfen daher auch adäquatem Schutz auf den Handelswegen bedürfen.

Senator h. c. Bernd Koller, Vizeadmiral Heinrich Lange und MdB Hennig Otte (CDU)

D. h. potenzielle Störungen dieser Handelswege durch beispielsweise Terrorismus oder organisierte Kriminalität (Piraten) verletzen eklatant die Interessen der Bundesrepublik Deutschland und mithin ihrer Bürger und ihrer Wirtschaft. Diese Interessen hat die Bundeswehr im demokratisch erteilten Auftrag des Parlaments ggfs. zu schützen und auch mit Waffengewalt durch zu setzen.

Wie in der Vergangenheit zumeist auf die „ militärische Problemlösung“ durch die USA und andere Bündnispartner zu hoffen, ist in Zukunft sicher nicht der adäquate Weg. Die Verantwortung, so die Forderung der Bündnispartner, liegt hierfür zukünftig auch verstärkt bei der Bundesrepublik selbst liegen soll. 

Diese, schon von dem ehemaligen Bundespräsidenten Köhler zur Beantwortung aufgeworfene Frage der Interessendurchsetzung hat die Politik immer noch nicht einmal ansatzweise diskutiert und beantwortet.

Unter der Bedingung, dass die Bundeswehr zumindest die geplante Sollstärke von rd. 180.000 Soldatinnen und Soldaten behält (behalten soll), müssen jährlich um die 15.000 bis 20.000 junge, geeignete Menschen eingestellt und für ihre zukünftigen Aufgaben in der Bundeswehr ausgebildet und fortgebildet werden.

 

 

Die in den beiden Podien des „Celler Trialogs“ Diskutierenden und Vortragenden, darunter als Vertreter der Wirtschaft Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, Bernhard Gerwert, Chief Executive Officer Cassidian, Claus Günther, Vorstandsmitglied Diehl Defence Holding GmbH, von der Politik Stephane Beemelmans, Staatssekretär im BMVg, und von der Bundeswehr Generalleutnant Wolfgang Born, Abteilungsleiter Personal im BMVg, näherten sich der These an, dass es nur mit einem „Miteinander“ zu bewerkstelligen sei, gute Fachkräfte sowohl für die Bundeswehr als auch für die Wirtschaft adäquat aus und weiter zu bilden. Das „alte“ Kreislaufmodell Wirtschaft-Bundeswehr-Wirtschaft sei immer noch anzustreben.

Es gilt hierfür weitere gemeinsame Ideen und Wege zu finden und umzusetzen. Für die beim Trialog Anwesenden heißt das Stichwort der anzustrebenden „Vernetzten Sicherheit“ Transparenz. „Vernetzte Sicherheit“ ist demnach eine gemeinsame, gesellschaftlich notwendige Aufgabe mit hoher Priorität.

Wie dringend gemeinsames Handeln notwendig ist, zeigt das Beispiel der Deutschen Marine. Ihr fehlen derzeit über 1.000 junge Fachkräfte unterhalb der Offiziersebene als Soldatinnen und Soldaten auf Zeit.

Der BWA Sachsen-Anhalt hat sich diesem Thema u.a. mit REUNION MARINE bereits im vergangenem Jahr angenommen und ist Mitglied im Ostdeutschen Forum Bundeswehr-Wirtschaft, dass aber u.a. wegen fehlender Ansprechpartner bei der Bundeswehr noch nicht seine Arbeit hat aufnehmen können. Vielleicht sind die Grundüberlegungen des Forums mittels inteligenten Projekten alsbald umsetzbar.